D A S T H E M A Tab. 2: Ernährung bei Neurodermitis und Allergien Kategorie häufig vertragen häufig nicht vertragen Brot und Brotauf- striche, Getreide und Beilagen wie Nudeln, Kartoffeln, Reis Süßes, Snacks und Knabberkram Obst Gemüse Nüsse und Samen Fette und Öle*) Getränke 2 Liter am Tag Fisch, Meeres- früchte Fleisch und Wurst Brot und Getreidepro- dukte aus Hirse, Hafer, Dinkel, Buchweizen; Müsli aus Amarant, Qui- noa; vegetabile Pasteten ohne Milch, Soja und Ei; Reis, eifreie Dinkelnu- deln, Kartoffeln Brot und Getreidepro- dukte aus Weizen oder Roggen; Brot oder Müsli mit Zuckerzusatz; Erd- nussbutter, Nutella; Hartweizennudeln; Sojaprodukte wie Tofu; Fast Food, Fertiggerichte Trockenfrüchte ohne Zuckerzusatz, Reiswaf- feln; in Maßen: Selbst- gebackenes mit Zucker, Honig oder Dicksaft industriell hergestellte Backwaren und Süßwa- ren (viele Zusatzstoffe) süße Apfelsorten, Bana- nen, Birnen, Heidel- beeren, Mango, Wassermelone saures Obst wie Erdbee- ren, Johannisbeeren, Kiwis, Pfirsiche, Stachel- beeren, Zitrusfrüchte Blattsalate, verschiedene Kohlsorten, Bohnen, Brokkoli, Erbsen, Kartof- feln, Kürbis, Linsen, Mais, Mangold, Pilze, Rote Beete, Salatgurke, Spargel, Spinat, Zucchini Mandeln, Cashew, Pinienkerne, Kürbis- kerne und Sonnenblu- menkerne milchfreie Margarine, kaltgepresstes, unraffi- niertes Pflanzenöl wie etwa Leinöl*), ungehär- tetes Kokosfett Wasser, grüne Kräu- tertees (Brennnessel, Melisse, Brombeerblät- ter, Fenchel, Pfeffermin- ze u. a.), Reisdrink; stark verdünnt: Sanddornsaft, Birnensaft, Apfelsaft Fleisch und Aufschnitt von Pute, Huhn, Rind, Lamm Knoblauch, Möhren, Paprika, Rhabarber, Ret- tich, Sauerkraut, Sellerie, Sojabohnen, Tomaten, Zwiebeln; Schnittlauch und andere scharfe Kräuter; Essig-Öl-Dres- sing für Salate Erdnüsse, Haselnüsse, Walnüsse und andere Nüsse Walnussöl und andere Nussöle; Süßrahmbutter, Schweineschmalz rote Kräutertees und Früchtetees, Softdrinks, Kaffee, Schwarztee, Ka- kao, Alkohol, Limonaden (auch Light-Produkte) Fisch, Meeresfrüchte Schweinefleisch und -wurst, scharf gewürzte Fleischwaren, Wurst mit Farb-, Aroma- oder Konservierungsstoffen Eier Milch und Milchproduk- te, Käse in Maßen (Verträglich- keit prüfen): Milch und vor allem fermentierte Milchprodukte wie Jo- ghurt, Kefir; Käse von Kuh, Schaf, Ziege Hühnerei; Milchprodukte wie Ka- kao, Fruchtjoghurt/ -quark, Pudding, Milch- reis (Zucker und Zusatzstoffe) *Herstellung unter Ausschluss von Sauerstoff, Hitze und Licht (Oxyguard®/ Omega-Safe®). Gut wirken Leinöl und Weizenkeimöl kombiniert Kombination mit einer Gewichtsreduktion, sollten vor einer Ope- ration erwogen werden. Dass eine Arthrose in ein heftig schmer- zendes Stadium übergeht, kann durch eine Ernährung mit zu viel Arachidonsäure, Zucker und raffinierten Kohlenhydraten erheblich beschleunigt werden (10). Hinzu kommt ein Mangel an entzün- dungslindernden Nahrungsmitteln wie Gemüse und Ölen, reich an Omega-3-Fettsäuren. Gerade bei Patientinnen und Patienten mit einer ausgeprägten stillen Inflammation steht häufig nicht einmal Obst auf dem Speiseplan. Gemüse liefert unter anderem zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe, die pleiotrope Effekte für die menschliche Gesundheit haben. Sulforaphan beispielsweise aus Kreuzblütlern wie Brokkoli oder Sulfide aus Lauchgewächsen, aber auch Polyphe- nole aus Oliven, Nüssen, Beeren oder grünem Tee haben eine gute antientzündliche Wirkung (11, 12). Omega-3-Fettsäuren, die rund 90 Prozent der Bevölkerung nicht in ausreichender Menge aufnehmen, können ebenso lindernd auf die stille Inflammation einwirken. Gleiches gilt für Ballaststoffe, die über kurzkettige Fettsäuren aus der Darmbakterienproduktion die Entzündung hemmen (13). Auch hier erreichen nahezu 90 Prozent der deutschen Bevölkerung die tägliche Aufnahme von 30 Gramm nicht (14). Aber auch Autoimmunkrankheiten, Rheuma, das Fibromyalgie- Syndrom oder Kollagenosen können durch eine antientzündliche Ernährung gut beeinflusst werden. Im Einzelfall ist die Reduktion der Rheumamittel oder sogar das Ausschleichen möglich (3, 15). Bei Autoimmunkrankheiten kann auch eine hochnormale Versor- gung mit Omega-3-Fettsäuren, entsprechend einem Omega-Index bis 13 Prozent, erfolgen – allerdings unter Kontrolle des Omega- Index-Werts –, um eine Überversorgung mit möglichem erhöhten Blutungsrisiko zu verhindern. Nach diesem Konzept kann auch versucht werden, andere Erkrankun- gen mit entzündlicher Komponente zu beeinflussen: Post-Covid, Fer- sensporn, Colitis ulcerosa, Uveitis oder Multiple Sklerose (15). Letzte- re allerdings im Rahmen eines gesonderten Ernährungskonzepts. Im weiteren Sinne werden auch die Komplikationen des Diabetes mellitus wie die Arterienverkalkung und sogar die Alterung insgesamt mit ei- nem erhöhten Entzündungsniveau in Verbindung gebracht. In der Betreuung von Olympia-Athleten hat sich die antientzündliche Ernährung bei der Regenerationsförderung der Muskulatur und zur Verhinderung von Muskelüberlastungen bewährt (16, 17). Einige Lebensmittelinhaltsstoffe können Entzündungsreaktionen in Knorpel, Gelenken und Geweben begünstigen. Zu diesen In- haltsstoffen gehört die Arachidonsäure, eine mehrfach ungesättig- te Fettsäure (18). Sie ist überwiegend in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst, Fisch, Eiern und fettreichem Käse, aber auch in Back- und Süßwaren, insbesondere aus Blätter- oder Plunderteig, zu finden. Um den Arachidonsäuregehalt möglichst niedrig zu hal- ten, empfiehlt sich eine überwiegend pflanzenbasierte Ernährung mit reichlich Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten sowie einer güns- tigen Fettsäurerelation von Omega 6 zu Omega 3. Aktuell liegt das Verhältnis bei etwa 20 : 1 – insbesondere auch durch den Verzehr von Fertigprodukten. Optimal wäre laut DGE ein Verhältnis von < 5 : 1 (18). Eine ausgewogene, antientzündliche beziehungsweise antibakteriell wirksame Ernährung kann auch dazu beitragen, einer Parodonti- tis vorzubeugen und somit einen vorzeitigen Zahnverlust zu ver- hindern. Der Zahnarzt und Ernährungsmediziner Prof. Dr. Johan Wölber von der Universität Freiburg sieht einen linearen Zusam- menhang von Zuckerkonsum und dem Risiko einer Gingivitis (19). Faktoren wie Übergewicht, ein schlecht eingestellter Diabetes, Man- gelernährung und ein ungesunder Lebensstil (Rauchen, übermäßi- ger Alkoholkonsum) können zudem eine Parodontitis-Behandlung 14 H A M B U R G E R Ä R Z T E B L A T T 0 2 | 2 0 2 3